17. Berliner Krebskongress – Hautkrebs und Lymphome

Unter dem Motto „Die Disziplinen müssen sich nicht streiten, sondern können zusammenarbeiten“ fand am 22. Und 23. September der 17. Berliner Krebskongress statt. Im Fokus standen dieses Jahr der Hautkrebs und die Lymphome.

Für uns begann der Kongress mit der Patientenveranstaltung am 21.09. und ging Freitagabend, dem 22.09., weiter mit dem Thema „Hautkrebs bei hämatologischen Patienten“. Der Fokus lag dabei auf der Chronischen Lymphatischen Leukämie (CLL), die mit einem erhöhten Risiko für weißen sowie schwarzen Hautkrebs einhergeht. Auch wenn es Hinweise darauf gibt, dass dies an einigen der Therapieoptionen liegt, bleibt die Vermutung umstritten und somit weiter Gegenstand der Forschung. Regelmäßiges Hautkrebsscreening und Intensivierung der bekannten Vorsichtsmaßnahmen gegen Hautschädigungen sind bei der CLL ein Muss.

Am Samstag startete der Tag für uns mit Präsentationen zu den aktuellen Therapien von langsam wachsenden Lymphomen und der CLL, die einen umfassenden Überblick boten. Gepaart mit persönlichen Geschichten und Anekdoten folgten Vorträge zu dem multiplen Myelom und dem Diffus großzelligen B-Zell Lymphom und welche Therapien sinnvoll sind, wenn diese Erkrankungen wiederkehren („rezidivieren“). Zu jenen neuen Therapien gehören die Antikörper-Wirkstoff-Konjugate, die CAR-T Zellen und die bispezifischen T-Zell-Antikörper.

Es lässt sich sagen, dass durch die modernen Therapien und deren „stürmische Entwicklung“ bereits eine deutliche Verbesserung des Gesamtüberlebens erzielt wurde. Trotzdem bestehen weiterhin viel Verbesserungspotenzial und Forschungsmöglichkeiten.

Neben der Schnittmenge zwischen Dermatologie und Onkologie ging es in einigen Vorträgen auch um die Zusammenarbeit zwischen der Onkologie und Chirurgie. Hieraus nahmen wir unter anderem mit, dass, egal welche Behandlung gewählt wird, das Therapieziel sein sollte, „so aktiv, unabhängig, gesund und lange wie möglich zu leben“.

Danach widmete sich die Geschäftsführerin der Berliner Krebsgesellschaft e.V. Barbara Kempf dem Thema „Krebs und Armut“. Armut ist in Berlin deutlich präsenter als in anderen Teilen Deutschlands. Die eindeutige Datenlage zeigt, dass Armut eng mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko, erschwertem Zugang zum Gesundheitssystem, einer geringeren Nutzung medizinischer Versorgung, weniger gesunden Lebensjahren und einer geringeren Lebenserwartung verknüpft ist. Personen mit hämato-onkologischen Erkrankungen sind häufig lange nicht arbeitsfähig, und selbst wenn 2/3 wieder zur Arbeit zurückkehren, können sie häufig nicht ihren alten Beruf mit dem gleichen Arbeitspensum weiter ausüben. Hinzukommen steigende Kosten durch die Erkrankung wie Eigenbeteiligungen, komplementärmedizinische Behandlungen, Kinderbetreuung, Zuzahlungen, Haushaltshilfen usw. Obwohl gerade während einer Erkrankung eine gesunde, ausgewogene Ernährung oder ausgiebige und supervidierte Bewegung wichtig ist, kann das in vielen Fällen nicht geleistet werden.

Es besteht die Annahme, dass ca. 60 % aller Krebspatienten nicht genügend beraten werden. Allein das zeigt, dass weitere Forschung auf dem Feld dringend notwendig ist.

Falls Ihr oder Bekannte unter finanziellen Sorgen aufgrund einer Krebserkrankung leiden, könnt Ihr Euch über die Härtefonds der Berliner Krebsgesellschaft informieren.

Ein krönender Abschluss war für uns „Rehabilitation bei Krebspatient’innen mit chronischer Erschöpfung“, vorgetragen von Susanne Brandis. Sie bewirkte Abwechslung durch einen neuen Blickwinkel auf das Tumor-Fatigue-Syndrom, welches sie lieber mit den Worten „Tumor-Erschöpfungs-Syndrom“ beschreibt. Die Begründung dafür ist, dass die Fatigue häufig als Schlagwort genutzt wird, ohne dass man genau weiß, was eigentlich alles unter dieses Krankheitsbild fällt. Außerdem ist das Tumor-Fatigue-Syndrom als Begriff schwer von dem chronischen Fatigue-Syndrom bzw. der myalgischen Enzephalomyelitits (ME) abzugrenzen. Letzteres stellt jedoch eine eigene Krankheit dar, die anders behandelt werden muss als die Tumor-bedingte Fatigue.

Zu Beginn des Vortrags gab sie einen Überblick über die Rehabilitationsklinik von Vivantes und erklärte, wie die Diagnostik der Fatigue dort abläuft. Als vereinfachtes Beispiel wurde aufgezeigt, wie man versuchen kann, diese von einer Depression zu unterscheiden. Patienten mit Depressionen fragen sich eher, wieso sie morgens überhaupt aus dem Bett aufstehen sollen, während Patienten mit chronischer Erschöpfung zwar aus dem Bett kommen, dann aber nicht genügend Kraft für ihre alltäglichen Aufgaben haben.

Das Therapiekonzept der Reha gliedert sich in drei Säulen: körperlich, kognitiv und seelisch. Dazu gehören ein forderndes Bewegungstraining, ergotherapeutisches Hirnleistungstraining und auf Wunsch psychologische bzw. psychoonkologische Sitzungen.

Als Faustregel gab Susanne Brandis an, dass die „Heilung“ der Fatigue zweimal so lange dauert, wie die Krankheit selbst bisher angedauert hat. Aber auch wenn der Weg aus der Erschöpfung heraus ein langer ist, ist es ein sich lohnender.

Aus jeder Veranstaltung haben wir bereits eine Menge mitgenommen und es gab noch viele weitere, die sicher ebenso informativ waren. Wir können auch Patienten nur empfehlen, dem Berliner Krebskongress, der sich eigentlich an Mediziner richtet, beizuwohnen und sich von den Vorträgen und anschließenden Fragerunden mitreißen zu lassen.