Patiententag im Rahmen des 17. Berliner Krebskongresses

Nicht nur Ärzte finden sich auf dem Berliner Krebskongress, sondern auch Patienten sind gern gesehene Gäste. Somit gab es bereits letztes Jahr und dieses Jahr wieder den Patiententag im Rahmen des Berliner Krebskongresses, der als Auftaktveranstaltung am Abend davor dient. Auch dieses Jahr fand er am 21.09.23 von 18 bis knapp 21 Uhr statt.

Er startete mit einer Begrüßung durch Prof. Dr. Wolfgang Harth, bei welcher er betonte, was das Wichtigste auf diesem Kongress ist: miteinander ins Gespräch zu kommen. Sich auszutauschen, über die neuesten Erkenntnisse und Bewegungen auf dem Feld der hämato-onkologischen Erkrankungen und das mittels verschiedener Formate. Die Hauptthemen dieses Jahr waren die immer mehr werdenden immunmodulatorischen Therapien und im Fokus standen der Hautkrebs und die Lymphome. Zudem gab es vielfältigen Input zum sogenannten „biopsychosozialen Ansatz“, bei welchem die Schulmedizin nicht mehr allein im Vordergrund steht, sondern das Zusammenspiel zwischen Krankheit und dem alltäglichen Leben.

Im Anschluss an die Begrüßung folgten hörenswerte Vorträge zu den Themen Prävention von Hautkrebs sowie weißer und schwarzer Hautkrebs. Es wurde auf die Bedeutsamkeit des zweijährlichen Hautkrebs-Screening ab dem Alter von 35 Jahren hingewiesen sowie Tipps zur Selbstuntersuchung und zum Lichtschutz gegeben. Neben dem UV-Licht ging es um weitere Faktoren, die das Hautkrebsrisiko erhöhen können, wozu u.a. die Immunsuppression zählt. Abgeschlossen wurden beide Vorträge mit der Vorstellung moderner Behandlungsoptionen.

Abgeschlossen wurde das Themengebiet Hautkrebs mit Hinweisen auf Selbsthilfemöglichkeiten bei dieser Erkrankung. Interessant könnte für Sie eventuell die Selbsthilfegruppe „Kutane Lymphome“ sein.

Im zweiten Teil der Veranstaltung ging es mit einem fließenden Übergang weiter um Lymphome. Dabei wurden zuerst die Lymphome allgemein und später das Multiple Myelom besprochen. Thematisiert wurden vor allem die neuesten Therapiemöglichkeiten. Zwar wird in der Erstbehandlung einer neu aufgetretenen Erkrankung weiterhin gerne die Chemotherapie eingesetzt, fast genauso gern kommen heutzutage aber auch – wenn möglich – andere Therapien in Einsatz. Dazu gehören Immuntherapien (z.B. CD20-Antikörper wie Rituximab oder Obinutuzumab), Antikörper-Chemo-Verknüpfungen (z.B. Polatuzumab-Vedotin) und Signalwegshemmer wie Ibrutinib und Venetoclax. Kehrt eine Krankheit zurück oder lässt sich durch diese Medikamente nicht erfolgreich behandeln, könnten die CAR-T-Zelltherapie, z.B. Axicabtagen-Ciloleucel und Tisagenlecleucel oder bispezifische Antikörper wie Mosunetuzumab und Glofitamab eine Therapieoption darstellen. Diese sogenannten Rückfalltherapien werden immer wirksamer.

Weiter wurde darauf eingegangen, dass bei langsam wachsenden Lymphomen im frühen Stadium die Bestrahlung häufig Mittel der Wahl ist, während man im späten Stadium erstmal beobachtet und abwartet, bevor man sich für eine Therapie entscheidet. Dies ist dem Patienten verständlicherweise oft schwer zu erklären. Dabei kann helfen, Angehörige miteinzubeziehen und den Betroffenen nahezubringen, dass es sinnvoller ist, auf den optimalen Therapievorschlag zu warten als „direkt das gesamte Pulver zu verschießen“.

Unter dem Motto „Survivor sind lebende Beispiele und deshalb wichtig für andere Patienten“ stellten wir selbst unseren Selbsthilfeverein LLSB e.V. vor. Die Informationen dazu findet Ihr auf unserer Website verteilt 😉 U.a. ging es darum, was Selbsthilfegruppen zu einer wichtigen Ergänzung zu der zeitlich begrenzten Sprechstunde der Ärzte macht.

Der letzte Tagesordnungspunkt war ein Vortrag über Psychoonkologie. Hierbei wurde neben mehreren anderen Sachen erneut betont, wie bedeutsam Selbsthilfegruppen und der Austausch von Erfahrungen untereinander sind. Vor allem die positiven Berichte anderer, das Potenzial, Hoffnung und Zuversicht für den eigenen Krankheitsverlauf zu erlangen.

Wie vorher angekündigt, wurde bei der Veranstaltung auf die Fragen und individuellen Problematiken der Patienten eingegangen. Und obwohl der Patiententag etwas länger ging als ursprünglich geplant, kam er einem durch die verschiedenen interessanten Themen alles andere als lange vor. In dem Vortrag von Anne Wispler wurde das AMOUR-Prinzip vorgestellt: Austausch, Mut, Orientierung, Unterstützung, Ressourcen– und genau das ist es, was man von diesem Patiententag bekam.

Wer gerne regelmäßig Informationen zu Erkrankungen oder Veranstaltungen erhalten möchte, kann sich bei der German Lymphoma Alliance anmelden oder auf die Seite der Berliner Krebsgesellschaft e.V. schauen. Für Patientenleitlinien lohnt sich ein Blick auf die Seite des Leitlinienprogramms Onkologie. Bei dem Wunsch nach seelischer Unterstützung eignen sich die Seiten von OnkoRat Berlin e.V., den Beratungsstellen für Behinderte und Krebskranke bei den Bezirksämtern und der Berliner Krisendienst.

Wir freuen uns auf nächstes Jahr!